Barrierefrei gendern: Es ist immer ein Kompromiss

Sowohl Web-Barrierefreiheit als auch geschlechterneutrale Sprache verfolgen das Ziel, niemanden auszuschliessen. Nämlich weder aufgrund einer Behinderung noch aufgrund des Geschlechts. Eine perfekte Lösung, die sowohl barrierefrei als auch gendergerecht ist, gibt es nicht.

In diesem Blogpost stelle ich verschiedene Möglichkeiten zusammen sowie was für oder gegen die eine oder andere Form des Genderns spricht.

Weibliche und männliche Form: Vor- und Nachteile

Nennen wir sowohl die männliche und weibliche Form, so stört das den Lesefluss nicht. Der Screenreader liest «Ärztinnen und Ärzte» genau so vor, wie die Wörter dastehen. Aus der Sicht der Barrierefreiheit ist das eine gute Lösung. Will man geschlechterneutral schreiben, eignet sich diese Variante weniger. Denn mit Ärztinnen und Ärzten sind jene Menschen ausgeschlossen, die sich keinem dieser Geschlechter zugehörig fühlen.

Gendersternchen: Was macht der Screenreader damit?

Je nachdem, wie der Benutzer seinen Screenreader eingestellt hat, werden Sondernzeichen wie das Sternchen * ignoriert oder vorgelesen. Ignoriert der Screenreader das Sternchen, so liest er «Lehrer*innen» ohne Sternchen vor, aber mit einer kurzen Pause zwischen «Lehrer» und «innen».

Meist wollen Screenreader-User die Sondernzeichen aber hören, weil das Sternchen zum Beispiel in Formularen oft Pflichtfelder als solche auszeichnet. In diesem Fall liest der Screenreader Folgendes vor: «Lehrer Stern Innen». Das kann den Lesefluss stören.

Doppelpunkt: Die bevorzugte Schreibweise?

Screenreader lesen Satzzeichen wie den Doppelpunkt nicht vor. Bei «Lehrer:innen» liest der Screenreader Folgendes vor: «Lehrer innen», also ebenfalls mit einer kurzen Pause zwischen «Lehrer» und «innen».

Diese Schreibweise stört den Lesefluss nicht und es werden alle Menschen angesprochen.

Gendern und Leichte Sprache

Für Texte in Leichter Sprache jedoch eignet sich keine dieser Formen. Werden die männliche und die weibliche Form genannt, so wird der Text schwerfällig. Auch Doppelpunkt und Gendersternchen eignen sich nicht für Texte in Leichter Sprache, da diese für den Leser irritierend sein können.

Bei Texten in Leichter Sprache ist es empfehlenswert, die männliche Form zu verwenden.

Wie genderst du?

Wie du siehst, gibt es keine barrierefreie und gleichzeitig geschlechterneutrale Schreibweise. Ich versuche in meinen Blogposts, entweder sowohl die männliche als auch die weibliche Form oder eine neutrale Bezeichnung zu verwenden. Wenn das nicht geht oder wenn es zu schwerfällig wird, wechsle ich innerhalb eines Textes ab: Mal nutze ich die weibliche, mal die männliche Form.

Was ist deine bevorzugte Form? Wie genderst du?

2 Kommentare zu “Barrierefrei gendern: Es ist immer ein Kompromiss

  1. Liebe Thinh-Lay, ich finde es gar nicht so einfach. Irgendwie habe ich die richtige Form für mich noch nicht gefunden. Am liebsten hätte ich eine klare Vorgabe (also nicht von Dir sondern grundsätzlich) an die ich mich halten kann. Egal wie die aussieht, dann wäre es klar. Bis dahin werde ich wohl so oft wie möglich meinen Leser, meine Leserin per Du direkt ansprechen und sonst die neutrale Form suchen. Aber ich habe oft das Gefühl, dass ich da sehr unsicher unterwegs bin.
    Danke für Deine Ausführungen, das hilft sehr. Ich will es ja nicht noch komplizierter machen, als es schon ist.
    Liebe Grüsse Karin

  2. Liebe Karin

    Ja, bis sich so etwas wie ein Standard durchsetzt, wird es wohl noch eine Weile dauern. Bis dahin bleibt uns nichts anderes übrig, als die für uns persönlich stimmige Form zu finden. Bekommst du ab und zu Rückmeldung von Leserinnen und Lesern? Wie nehmen diese das Gendern in deinem Blog wahr?

    Liebe Grüsse
    Thinh-Lay

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