Zoom machte in den vergangenen Wochen von sich reden. So gab es Datenschutzlücken und andere Probleme. Es verwundert mich nicht: Vor der Coronakrise hatte ich den Eindruck, dass Zoom vor allem in meiner Filterblase bekannt und geschätzt war. Denn es ist einfach bedienbar und bietet bereits in der kostenlosen Version eine gute Möglichkeit, sich online am Bildschirm mit anderen zu treffen.
Ich vermute, dass genau diese einfache Nutzung von Zoom das Tool schnell zu einem der beliebtesten Videomeeting-Programm machte. Und je mehr Menschen ein Produkt nutzen, desto schneller fallen Mängel auf. Lobenswert finde ich aber auf jeden Fall, wie Zoom auf Kritik reagiert und die Mängel behebt.
Auf diese Mängel will ich hier im Detail nicht eingehen. Ich nutze Zoom seit einiger Zeit regelmässig und mit den richtigen Einstellungen habe ich keine Sicherheitsbedenken. Auch was die Barrierefreiheit angeht, überzeugt mich Zoom. So viel schon mal vorweg.
Was muss ein Video-Meeting können, damit es barrierefrei ist?
Tools wie Zoom bauen Barrieren ab. Zum Beispiel dann, wenn sich Gehörlose und Menschen mit Hörbehinderung via Video-Call in Gebärdensprache unterhalten können. Gleichzeitig können diese Programme aber auch neue Barrieren schaffen – nämlich dann, wenn die Software nicht barrierefrei ist.
Damit ein Videokonferenz-Programm für alle bedienbar und nutzbar – und somit barrierefrei – ist, muss es ein paar Grundanforderungen erfüllen.
Plattform-Unabhängigkeit
Es muss auf allen verschiedenen Betriebssystemen und Geräten verfügbar sein, damit niemand ausgegrenzt wird.
Einfach nutzbar
Man sollte nach Möglichkeit nichts installieren müssen, um die Plattform zu nutzen.
Barrierefrei gemäss WCAG 2.1
Das Programm selbst (oder die Web-Anwendung) muss barrierefrei gemäss WCAG 2.1 sein.
Accessibility-Funktionen
Die Software bietet besondere Einstellungen und Zusatzfunktionen an, die der Accessibility dienen, wie zum Beispiel die Unterstützung von Untertiteln.
Zoom im Accessibility-Test
- Zoom gibt es für Windows und Mac, aber auch für Smartphones und Tablets und steht somit allen offen.
- Wenn es nicht möglich ist, die App zu installieren, so können User über einen Webbrowser am Meeting teilnehmen. Allerdings sind bei Zugang via Browser nicht alle Funktionen verfügbar.
- Zoom ist für Screenreader- und Tastatur-Anwender zugänglich. Die Qualität von Ton und Bild ist sehr gut, so dass Menschen mit Behinderungen die Inhalte gut wahrnehmen können.
- In Zoom-Meetings und Webinaren kann der «Gastgeber» (Host) Untertitel aktivieren. Von Zoom direkt gibt es keine Live-Untertitel, jedoch kann der Host diese über Drittanbieter oder über eine transkribierende Person bereitstellen.
Die User selbst haben dann die Möglichkeit, die Untertitel anzuzeigen und hierfür auch die Darstellung des Textes anzupassen.
Was kostet Zoom?
Man kann Zoom kostenlos nutzen, allerdings mit Einschränkungen. So ist ein Zoom-Meeting mit drei oder mehr Personen auf eine Dauer von 40 Minuten limitiert. Du kannst natürlich nach 40 Minuten einfach ein neues Meeting starten. Für private Calls kein Problem, für geschäftliche kann das aber etwas unprofessionell wirken. Dort lohnt sich wohl ein Upgrade zu einem kostenpflichten Account.
Es reicht aber bereits, wenn der Host einen Pro-Account hat, die Gäste können dann auch an längeren Meetings kostenlos teilnehmen. Die Pro-Version gibt es ab etwa 15 Franken im Monat.
Fazit: Zoom ist barrierefrei und einfach zu nutzen
Vorteile
- Kostenlos und plattformunabhängig
- Gute und stabile Audio- und Video-Qualität, selbst bei langsamer Internetverbindung
- Zugänglich für Screenreader- und Tastatur-User
- Unterstützung von Untertiteln
- Chat-Funktion
- Virtueller Hintergrund möglich
Nachteile
- Es handelt sich um einen US-amerikanischen Anbieter. Dementsprechend sind die Texte zum Teil etwas dürftig übersetzt.
- Untertitel sind nur über Drittanbieter oder Mitschreiben von einem anderen Teilnehmer verfügbar.
Jetzt aber zu dir: Welche Erfahrungen hast du mit Zoom oder anderen Videokonferenz-Tools gemacht? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
Liebe Thinh-Lay, danke für diesen Post! Ich liebe Zoom und benutze es für online Coachings schon seit Jahren. Zunehmend habe ich mich gefragt, ob es auch barrierefrei ist. Dank dir, habe ich nun eine Antwort. Danke dir! Herzlich, Anne (Blog: Sehheldin)
Liebe Anne, es freut mich, dass dir dieser Post weitergeholfen hat. Gibt es weitere Tools, bei denen du dich schon gefragt hast, ob sie barrierefrei sind? Ich kann das gerne testen und in einem nächsten Post darüber bloggen.