Neuerungen mit WCAG 2.2

Im Oktober 2023 wurden die Web Content Accessibility Guidelines WCAG 2.2 offiziell veröffentlicht. Welche Neuerungen gibt es und welche Kriterien wurden entfernt? Ein Überblick zu WCAG 2.2

Wie bereits bei der Veröffentlichung von WCAG 2.1, gilt auch bei der Version 2.2: Die bestehenden Guidelines wurden um weitere Erfolgskriterien erweitert. Mit der Veröffentlichung der Version 2.2 verlieren also WCAG 2.0 und 2.1 nicht deren Gültigkeit. Im Gegenteil: Eine Website, die WCAG-2.2-konform ist, ist automatisch auch konform mit WCAG 2.0 und 2.1.

9 neue Kriterien und 1 Kriterium ausser Kraft gesetzt

In WCAG 2.2 sind 9 neue Erfolgskriterien hinzugekommen. 1 Erfolgskriterium wurde rückwirkend für WCAG 2.0 und auch für WCAG 2.1 ausser Kraft gesetzt: Nämlich das Kriterium 4.1.1 Syntaxanalyse. Erfolgskriterium 4.1.1 gilt für alle Umsetzungen in HTML und XML automatisch als erfüllt.

Die neuen Erfolgskriterium finden sich in allen drei Konformitätsstufen. So gibt es in der Stufe A 2, in der Stufe AA 4 und in der Stufe AAA 3 neue Erfolgskriterien.

EK 2.4.11: Focus not obscured, AA and AAA: Fokus nicht verdeckt

Bei diesem Erfolgskriterium geht es darum, dass ein interaktives Element nicht verdeckt sein darf, wenn es den Fokus erhält. Zu solchen Elementen gehören zum Beispiel Buttons, Links oder Suchfeld.

Beim EK 2.4.11 gibt es zwei Stufen, nämlich Minimum für die Stufe AA und Enhanced für die Stufe AAA. Für die Stufe AA reicht es, wenn das fokussierte Element nicht vollständig verdeckt ist, um EK 2.4.11 zu erfüllen. Für die Stufe AAA darf das Element auch nicht teilweise verdeckt sein.

Der sichtbare Fokus ist insbesondere für Tastatur-Nutzende essentiell, damit sie immer wissen, wo sie sich gerade befinden auf einer Seite, wenn sie mit der Tabulatortaste von Element zu Element springen.

Der Fokus kann zum Beispiel wegen einem Cookie-Banner verdeckt sein oder wegen einem Sticky Header.

EK 2.4.13: Focus Appearance, AAA: Fokus-Kennzeichnung

EK 2.4.13 verlangt, dass ein fokussiertes Element eine gut erkennbare Kennzeichnung hat. Zwischen einem fokussierten und nicht fokussierten Element muss ein Mindestkontrastverhältnis von 3:1 bestehen. Das fokussierte Element braucht zudem eine Umrandung, die mindestens 2 Pixel breit ist.

EK 2.5.7: Dragging Movements, AA: Ziehbewegungen

Nicht alle Nutzende verwenden eine Computermaus und selbst wenn sie eine Maus verwenden, kann eine Ziehbewegung problematisch sein.

EK 2.5.7 erfordert deshalb, dass für Funktionen, die eine Ziehbewegung erfodern (Drag & Drop) eine alternative Bedienung vorhanden ist.

EK 2.5.8: Target Size, AA: Mindestgrösse von klickbaren Elementen

EK 2.5.8 hat das Ziel, dass interaktive Elemente besser bedient werden können. Es erfordert deshalb, dass klickbare Elemente eine Mindestgrösse von 24×24 Pixeln haben oder einen Mindestabstand von 24 Pixeln zu angrenzenden Elementen aufweisen.

Probleme können zum Beispiel bei Buttons auftauchen, die zu nah beieinander liegen; insbesondere auf mobilen Geräten.

EK 3.2.6: Consistent Help, A: Konsistente Hilfeoptionen

Wenn eine Hilfeoption bereit steht, so soll sich diese gemäss EK 3.2.6 immer an der gleichen Stelle befinden.

Diese Anforderung dient allen Nutzenden, aber insbesondere Menschen mit kognitiven Behinderungen. Eine Hilfeoption könnte zum Beispiel ein Live-Chat auf einer Website sein.

EK 3.3.7: Redundant Entry, A: Redundante Einträge

EK 3.3.7 dient dazu, dass Nutzende sich wiederholende Einträge in einem Formular nicht mehrfach ausfüllen müssen. Wenn bei einem Bestellformular zum Beispiel nach der Rechnungs- und der Lieferadresse gefragt wird, so sollen Nutzende die Möglichkeit haben anzugeben, dass diese Adressen identisch sind. Die zuvor eingegebenen Daten sollen dann übernommen werden, ohne dass der User diese nochmals erfassen muss.

EK 3.3.8: Accessible Authentication, AA and AAA: Zugängliches Verfahren zur Authentifizierung

In einer Authentifizierung ist ein kognitiver Funktionstest nicht notwendig, mit Ausnahmen. Auf der Stufe AA gelten folgende Ausnahmen:

  • Es gibt eine alternative Authentifizierungsmethode, die keinen Funktionstest erfodert.
  • Es ist eine Hilfestellung vorhanden, damit Nutzende den Test bestehen können.
  • Beim Funktionstest geht es darum, Objekte zu erkennen.
  • Beim Funktionstest geht es darum, nicht-textliche Inhalte zu identifizieren, die der User selbst bereitgestellt hat.

Auf der Stufe AAA muss es eine alternative Methode oder eine Hilfestellung geben, damit EK 3.3.8 erfüllt ist.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .