Augen auf bei der Agenturwahl

Immer wieder erlebe ich, wie Agenturen Web-Accessibility versprechen, ohne über das entsprechende Know-how zu verfügen. Die Leidtragenden sind stets die Auftraggebenden, die der Agentur wohlwollend vertrauen. Zwei Geschichten, wie ich sie persönlich erlebt habe – und wie du solche Erlebnisse vermeiden kannst.

Ich will kein Agentur-Bashing betreiben, schliesslich schätze ich die Zusammenarbeit mit verschiedenen Agenturen, die als Multiplikatoren wirken und das Wissen zu Accessibility nach aussen tragen können. Die Mehrheit aller Agenturen, mit denen ich zu tun habe, kennen sich gut aus mit Accessibility. Oder sie kennen ihre eigenen Grenzen und holen bei Bedarf Fachpersonen mit an Bord. Umso ärgerlicher sind die negativen Erlebnisse, da sie ein schlechtes Licht auf alle anderen Agenturen werfen und das Vorurteil fördern, dass Accessibility viel zu teuer ist.

Erlebnis 1: Agentur mit eigenem CMS

Die Agentur hat ein eigenes CMS entwickelt und verspricht der Kundin eine barrierefreie Website. Die Kundin vertraut darauf, da sie selber keine Möglichkeiten hat, die Website auf Barrierefreiheit zu testen. Nach dem Launch der Website erhält sie Rückmeldungen von Website-Besuchern: Bei Bildern fehlen Alternativtexte, diese kann sie im CMS nicht erfassen.

Die Kundin kontaktiert die Agentur, welche ihr das «Zusatzfeature» zu einem Aufpreis offeriert. Alternativtexte für Bilder zu erfassen, ist in jedem gängigen Open Source CMS eine Grundfunktion. Nicht so bei diesem CMS.

Da es sich nicht um ein Open Source CMS handelt, kann die Kundin nicht ohne Weiteres die Agentur wechseln. Sie muss stattdessen in den sauren Apfel beissen und den Aufpreis für eine Standard-Funktion bezahlen.

Erlebnis 2: Praktikant erstellt PDF-Dokumente

Eine andere Kundin hat den Anspruch, dass sowohl die Website als auch alle digitalen Dokumente barrierefrei sind. Schliesslich gehören Menschen mit Behinderungen und Organisationen für ebendiese zur Hauptzielgruppe der Non-Profit-Organisation.

Die Agentur bietet ihr wohlwollend an, die aus Word erstellten PDFs nachzubearbeiten, damit die Kundin auf die teuren Abokosten für Adobe Acrobat verzichten kann. Die Kundin nimmt das Angebot dankbar an und vertraut darauf, dass die Dokumente anschliessend barrierefrei sind.

Für die Nachbearbeitung der PDFs verrechnet die Agentur den üblichen Stundensatz. Und dies, obwohl der Praktikant die PDFs aus Word exportiert ohne sichtbare Nachbearbeitung. Wohl nach bestem Gewissen, aber bestimmt nicht nach bestem Wissen. Denn am notwendigen Know-how fehlt es gänzlich, wie die Kundin später schmerzlich feststellt, als sich Empfängerinnen und Empfänger dieser Dokumente über eine mangelnde Barrierefreiheit beschweren.

Referenzen einholen ist ein Muss

Diese zwei Erlebnisse zeigen, dass oft gar keine böse Absicht dahinter steckt, wenn eine Agentur zwar Barrierefreiheit verspricht, diese aber nicht liefern kann. Doch egal, ob mutwillige Täuschung oder Unwissen dahinter stecken: Am Ende zahlen die Auftraggeberin oder der Auftraggeber drauf.

Um das zu verhindern, ist es ein absolutes Muss, Referenzen einzuholen, bevor man einen Auftrag erteilt. Welche ähnlichen Projekte hat die Agentur bereits umgesetzt? Lassen sich diese Websites von Testpersonen mit Behinderungen problemlos bedienen?

WCAG-Konformität vertraglich festhalten

Wer keine Möglichkeit hat, die Referenzprojekte zu überprüfen, sollte eine Zweitmeinung einholen.

Um zudem auf Nummer sicher zu gehen, ist es empfehlenswert, vertraglich festzuhalten, dass die Agentur oder Auftragnehmerin Barrierefreiheit nach WCAG gewährleistet. Die Kosten für die Behebung allfälliger Barrieren soll die Agentur übernehmen und darf nicht als Zusatzaufwand verrechnet werden.

Benötigst du bei der Agenturwahl eine Zweitmeinung? Oder möchtest du deine Website durch eine unabhängige Stelle überprüfen lassen, um sicherzustellen, dass die Agentur liefert, was sie verspricht? Gerne unterstütze ich dich dabei und freue mich, mehr über dein Projekt und deine Fragen zu erfahren.

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